Ach du dicker Hund– Übergewicht beim Hund
Gerade über den kalten und oft auch verregneten Winter mögen wir doch oft nichts lieber, als es uns drinnen gemütlich zu machen und es langsam angehen zu lassen. Das ein oder andere Weihnachtsplätzchen extra gab es auch und kaum werden die Tage wieder etwas schöner und länger, folgt der Gang zur Waage und das böse Erwachen. So ungefähr geht es vielen Hunden ebenfalls, die sich im Zusammenleben mit uns Menschen hervorragend angepasst haben und sich immer sehr über eine extra große Portion Futter oder das ein oder andere zugesteckte Leckerli freuen. Aber auch hier folgt im Frühjahr nicht selten das böse Erwachen, wenn der geliebte Vierbeiner etwas aus der Form geraten zu sein scheint.
Die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht sind hierbei nicht zu unterschätzen und dem Hund und seiner Gesundheit zuliebe, sollten Herrchen und Frauchen seinen überflüssigen Röllchen schnell den Kampf ansagen.
Doch woran erkenne ich, ob mein Hund Übergewicht hat?
Liegt ein Rassehund mit etwa 10% über seinem im Rassestandard angegebenen Idealgewicht, gilt er als übergewichtig. Sind es 20% oder sogar noch mehr, spricht man bereits von starkem Übergewicht.
Haben Sie einen Mischling daheim, bei dem die Elterntiere vielleicht auch noch unbekannt sind, lässt sich das Idealgewicht natürlich nicht an einem Rassestandard ablesen. Hier gibt es ebenfalls Möglichkeiten, auf die ich weiter unten noch einmal eingehe.
Manche Hunderassen sind genetisch besonders gefährdet, Übergewicht zu entwickeln. Dazu gehören unter anderem:
- Beagle
- Cocker Spaniel
- Collie
- Dackel
- Golden Retriever
- Labrador Retriever
Wenn Sie eine der genannten Rassen zuhause rumflitzen haben, sollten Sie hier das Gewicht besonders im Auge haben und regelmäßig gegenchecken. Natürlich entspricht auch jeder Hund nicht immer dem Standard. Abweichungen in der Körpergröße, besondere Auslastung im Sport, verbunden mit deutlich stärkerem Muskelaufbau etc. können das Gewicht beeinflussen, ohne ein Problem darzustellen. Hier gilt es immer das Gesamtbild im Auge zu haben.
Wenn Sie aber den Verdacht haben, gibt es einige Punkte die Sie als erstes selbst zuhause überprüfen können und diese Punkte sind für alle Hunde gleich. Vollkommen egal ob Rasse- oder Mischlingshund.
Betrachten Sie Ihren Hund einmal konsequent und ehrlich mit sich selbst, ohne die rosarote Brille (ja, wir wissen das ist schwer). Achten Sie auf folgende Details:
- Ist der Schwanzansatz verdickt?
- Ist die Taille schwer erkennbar?
- Sieht der Rücken sehr breit aus?
- Lassen sich die Rippen schwer bis vielleicht sogar gar nicht mehr ertasten?
Wenn Sie nun wenigstens eine dieser Fragen schonungslos ehrlich mit „Ja“ beantworten müssen, spricht dies mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit für ein bestehendes Gewichtsproblem.
Ist man sich dieser Tatsache einmal bewusst geworden, fällt einem ganz häufig beim drüber nachdenken auch auf, dass es vielleicht schon länger die ein oder andere kleine Verhaltensänderung gegeben hat. Übergewichtige Hund sind oft, je nach Grad der Speckröllchen, besonders müde und haben auch auf Spielen so gar keine Lust. Nur zu verständlich. Lassen sie sich doch mal zu einem Spiel mit uns herab, so sind sie oft auffallend früh vollkommen aus der Puste und fertig.
Vielleicht möchte ihr vierbeiniger Liebling neuerdings auch nicht mehr allein ins Auto einsteigen oder vermeidet es von selbst auf das Sofa zu springen? Oder haben Sie vielleicht den Eindruck er kommt beim Aufstehen nur langsam in die Gänge und sein Fell ist an der ein oder anderen Stelle vielleicht auch oft ungewöhnlich ungepflegt? Oft sind es die kleinen ersten Anzeichen, die wir aber noch geflissentlich übersehen.
Hat sich der Verdacht auf Übergewicht durch Ihre erste schonungslose Analyse erst einmal bestätigt, können Sie bei Bedarf noch den Tierarzt des Vertrauens mit hinzuziehen. Er kann Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und hat sogar die Möglichkeit den BCS (Body Condition Score) zu ermitteln. Das ist sowas wie der BMI (Body Mass Index) für den Hund. Einen echten BMI für Hunde gibt es nicht. Dazu sind die unzähligen Hunderassen einfach zu vielfältig und unterschiedlich in ihrem Körperbau.
Der Body Condition Score (BCS)
Mit dem BCS wird die Körperform des Hundes bewertet. Ähnlich wie Sie es zu Anfang schon einmal selbst getan haben, nur noch etwas ausführlicher. Dabei handelt es sich um eine einfache Methode zur Schätzung des Körperfettanteils und zur Identifizierung der optimalen Körperkondition des Hundes- dabei aber unabhängig von Rasse oder Körpergewicht und damit auch sehr gut für Mischlinge geeignet, die sonst nicht mit dem Standard verglichen werden können.
Dafür wird der Hund einmal von oben und von der Seite her genau betrachtet.
Insgesamt gibt es 3 verschiedene Abstufungen beim Body Condition Score, welche wiederum in sich auch noch einmal abgestuft sind. Hier fasse ich die 3 Stufen allerdings einmal nur grob zusammen:
(Stark) untergewichtiger Hund
Einteilung von stark abgemagert - mager
- Knochenvorsprünge im Becken-, Lenden-, Rippenbereich sind deutlich sichtbar.
- Körperfett und Muskelmasse sind nicht erkennbar.
- Die Rippen sind deutlich zu sehen und zu spüren.
- Deutliche Taille und eingezogener Bauch
- Von der Seite aus kann man die Anhebung der Bauchlinie vor dem Becken gut erkennen.
Hund mit normalem Gewicht
Einteilung von Schlank - normal
- Von oben und der Seite betrachtet ist die Taille gut zu erkennen.
- Der Hund verfügt über erkennbare Muskeln.
- Die Rippen sind ertastbar und haben eine dünne Fettschicht.
- Der Bauch ist eingezogen, bei der Ansicht von der Seite
Hund mit Übergewicht
Einteilung von etwas Dicklich – deutlich fettleibig
- Die Taille ist nicht klar definiert oder sogar gar nicht mehr vorhanden
- Im Lendenbereich und Schwanzansatz oder sogar am Hals und den Gliedmaßen zeigen sich Fettpolster
- Die Rippen sind nur schwer oder nur noch mit starkem Druck unter der Fettablagerung zu ertasten
- Am Brustkorb, der Wirbelsäule, dem Hals und Schwanzansatz sind deutliche Fettpolster zu erkennen.
- Der Hund hat, von oben betrachtet, eine ovale Form.
- Offensichtliche Ausdehnung des Bauchs
Was sind die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht?
Übergewicht oder sogar Fettleibigkeit bei Hunden ist nicht nur ein rein optisches Problem. Betroffene Tiere können unter einem geschwächten Immunsystem leiden, da alle Organe stärker als normal durch die zusätzlichen Kilos beansprucht werden. Dadurch steigt die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten, die oft ihre Ursache in einer Überbelastung des Stoffwechsels haben:
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Erkrankungen der Atemwege
- geschwächtes Immunsystem
- Krebs
- hoher Blutdruck
- Allgemein erhöhtes Risiko für Gelenkerkrankungen (z.B. Arthrose, durch schnelleren Gelenkverschleiß)
- Inkontinenz
- Verstopfung
- Hauterkrankungen (oft durch mangelnde Körperpflege durch die Bewegungseinschränkung)
Außerdem sind die Tiere mit den Extraröllchen in ihrer Bewegung eingeschränkt und deutlich schneller K.O als ihre normalgewichtigen Artgenossen. Das kann sich vor allem im Sommer bei großer Hitze deutlich bemerkbar machen und sollte auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden.
Ran an den Speck – jetzt wird es Ernst!
Wie kann mein Hund abnehmen?
Damit die Kilos purzeln ist meistens eine Kombination aus zwei wichtigen Punkten nötig:
1. Bewegung
Kurbeln Sie die Kalorienverbrennung Ihres Hundes an. Jede verbrannte Extrakalorie bringt Ihren Vierbeiner seinen Idealmaßen und damit besserer Lebensqualität ein Stückchen näher.
Werden Sie kreativ und verbinden Sie die Extrabewegung mit gemeinsamem Spiel und Spaß, damit der Hund gerne und motiviert bei der Sache bleibt.
Folgende Tipps können dabei helfen:
· Kurze, aber dafür gut genutzte, intensive Workouts bringen meistens deutlich schnellere Erfolge als erzwungene Gewaltmärsche
· Nutzen Sie die Motivationsquelle Nr.1 – das Futter – und lassen Sie Ihren Hund dafür etwas tun. Bewegungs- oder Schnüffelspiele sind dabei nur eine von vielfältigen Möglichkeiten – aber wichtig: Halten Sie hier bitte auch die Menge im Blick!
· Hat Ihr Hund ein Lieblingsspielzeug? Hervorragend. Damit kann man ihn meistens auch sehr gut motivieren, indem kurze Spielsequenzen in den Gassi Gang mit eingebaut werden.
· Gibt es den oder die Lieblingskumpel Ihres Hundes? Vielleicht kann man sich zum gemeinsamen Gassi verabreden - Hunde verbrennen beim Spielen mit anderen Hunden meist mehr Kalorien.
· Entdecken Sie zusammen neue, abwechslungsreiche Routen oder probieren Sie auch einfach immer mal ein anderes Lauftempo aus – vielleicht wollten Sie eh sogar gerade mit dem Joggen anfangen? Perfekt! Unsere Hunde sind die idealen Begleiter und können unser Tempo meistens locker halten. Versuchen Sie also ruhig mal ein gemeinsames Kardiotraining mit dem Hund – und tuen Sie so gemeinsam etwas für Ihre Gesundheit
· ! Wichtig – je nach Menge der überschüssigen Kilos, empfiehlt es sich mit moderater Bewegung anzufangen und nicht zu joggen, um die Gelenke zu schonen. Bitte besprechen Sie dies im Zweifelsfall erst mit Ihrem Tierarzt und achten Sie beim gemeinsamen Joggen unbedingt auf Ermüdungserscheinungen bei Ihrem Hund.
· Rein ins kühle Nass! Ihr Hund liebt das Wasser und geht leidenschaftlich gerne Schwimmen? Hervorragend! Schwimmen ist die wohl gelenkschonendste Art und Weise wie er sich fortbewegen und gleichzeitig Kalorien verbrennen kann.
- Je abwechslungsreicher und fröhlicher das Training ist, je besser sind auch die Ergebnisse und umso glücklicher ist der Hund – und auch Frauchen/Herrchen
2. Futterreduktion oder auch Diät
Der zweite und genauso wichtige Punkt ist eine angepasste Energiezufuhr, also eine Reduktion der gefütterten Kalorien. Denn der Schlüssel für ein erfolgreiches Abspecken liegt in einem Kaloriendefizit – es müssen also weniger Kalorien/weniger Energie gefüttert, als verbraucht werden. Hierbei gibt es ein paar Punkte, die beachtet werden sollten und mit denen Sie Ihrem Hund das Abspecken erleichtern.
· Egal wie sehr Ihr Hund Sie mit großen Augen anschaut und bettelt und egal wie schwer Ihnen das widerstehen auch fällt – tun Sie es nicht! Streichen Sie sämtliche Leckerlis und Kauartikel vom Speiseplan.
Vielleicht hilft Ihnen sich folgendes einmal vor Augen zu führen: Hunde sind immer hungrig -den Zustand satt gibt es so für sie nicht. Es sind Beutefresser – sie fressen immer, wenn etwas da ist und das, solange es da ist. Dieses Verhalten sichert das Überleben in der Wildnis, führt aber in unserer von Überfluss geprägten Welt eben zu genau solchen Problemen, an denen jetzt gearbeitet werden muss.
Hunde sagen nicht „Nein“ – Sie ab jetzt aber schon!
· Setzen Sie Ihren Hund nicht auf eine FDH (Friss die Hälfte Diät). Setzen Sie sich besser kleine Zwischenziele und arbeiten Sie konsequent auf das Erreichen dieser hin.
Beispiel: Ihr Hund wiegt aktuell 33 kg und sein Idealgewicht liegt bei 30 kg. Setzen Sie die neue Futtermenge also auch für 30 kg aber im oberen Fütterungsbereich an und schauen Sie erst einmal was passiert.
Wiegt Ihr Hund vielleicht sogar 40 kg und sollte nur 30 kg haben, wird erst einmal die Fütterung auf einen 35 kg schweren Hund eingestellt. Hat er dieses Gewicht dann erreicht, reduziert man weiter auf einen Hund für 30 kg.
Bevor wir uns jedoch Gedanken über die neue Fütterung bzw. Fütterungsmenge machen können, sollten wir zuerst einmal die alte Fütterung betrachten, um uns klarzumachen, wo die Fehler bisher gelegen haben. Denn nur wenn eine tiefgehende Veränderung stattfindet und man sich seiner Fehler bewusst wird, kann man verhindern, dass der Hund nach erfolgreicher Abnahme direkt wieder zunimmt – den gefürchteten JoJo-Effekt gibt es nämlich auch bei unseren Vierbeinern.
· Zuallererst sollte also einmal die bisher gefütterte Menge an Hundefutter überprüft werden. Haben Sie bis jetzt vielleicht mit einem Futterbecher oder sogar nach Augenmaß abgewogen bzw. geschätzt, liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Hund einfach viel zu viel Futter für sein Gewicht bekommen hat. Die häufig mitgelieferten Futterbecher sind oft sehr ungenau und unser Auge neigt auch dazu unserem Vierbeiner den ein oder anderen Extrahappen zu gönnen – und das sogar ganz unterbewusst.
· Planen Sie evtl. schon länger sogar eine Futterumstellung – auf ein natürliches Hundefutter oder sogar vielleicht auf BARF? Nicht selten reduziert sich das Körpergewicht bei einer Umstellung auf die zwei vorher genannten Futterarten bereits von allein.
Nimmt ein Hund trotz dieser Maßnahmen nicht ab, sollte ein Tierarzt zur Rate gezogen werden. Übergewicht trotz reduzierter Energiezufuhr kann auch eine Folge von Erkrankungen wie etwa Cushing oder Schilddrüsenunterfunktion sein.